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Votum zum Postulat "Freier Eintritt in die Museen der Stadt Winterthur an einem Tag pro Monat" (Nr. 2017.28)


"Guten Abend geschätzter Präsident,

geschätzter Stadtrat,

geschätzte Kolleginnen und -kollegen,

 

Im Gegensatz zu einem vorherigen Geschäft wurde diesem eine schnelle Bearbeitungsdauer im Stadtrat nicht gegönnt. Die Idee nach einem monatlichen Gratiseintritt in die städtischen Museen ist aus Marketingsicht verlockend, deshalb hat die damalige FDP-Fraktion das Postulat auch vollständig mitunterstützt. Winterthur ist eine Kulturstadt und darf das mit solchen Massnahmen auch getrost nach aussen zeigen.

 

Subventionierte Institutionen haben im Grundsatz eine kulturvermittelnde Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung, ansonsten würden sie ja keine finanzielle Unterstützung aus dem Steuersubstrat erhalten. Das Bewusstsein der eigenen Bevölkerung für die hochstehenden und vielfältigen Kulturangebote unserer Stadt könnten mit einer solchen Eintrittsregelung geschärft werden und die Aussenwirkung auf unsere Kulturstadt würde sich positiv entwickeln.

 

Ein niederschwelliger Zugang für alle muss ein Hauptziel sein. Wie in der stadträtlichen Antwort erwähnt, herrscht vielleicht gerade für junges Publikum eine gewisse Schwellenangst zum Besuch von Kunstmuseen oder klassischen Orchestern. Dabei würde ein Gratiseintritt pro Monat durchaus als Motivationsspritze und Anreiz dienen, sich auch einmal eher unverbindlich einen ersten Eindruck verschaffen zu können. In der Hoffnung natürlich, man kehrt als zahlendes Publikum wieder. Vor Kultur muss man schliesslich keine Angst haben.

 

Andererseits muss berücksichtigt werden, dass die finanziellen Einbussen beträchtlich sind. Anhand eines kurzen Rechenbeispiels lässt sich das anhand des Technorama veranschaulichen: 

 

Im Rekordjahr 2019 verzeichnete das Technorama rund 290'000 Eintritte, also 800 pro Tag, was hochgerechnet mit 12 Monaten rund 10'000 Gratiseintritte pro Jahr ergeben würde. Dividiert man die Eintrittseinnahmen von 5.4 Mio. durch diese 290'000 ergibt sich ein durchschnittlicher Ticketpreis von 18.50.-. Das wiederum multipliziert mit der Anzahl Gratiseintritte ergibt rund 180'000.- Mindereinnahmen pro Jahr. Viel Geld also, welches dem Technorama durch die Lappen ginge!

 

Zu einfach macht man es sich aber, wenn die angefragten Dritt-Institutionen ein solches Angebot lediglich dann in Betracht ziehen würden, wenn seitens Stadt eine Defizitgarantie gesprochen wird. Doch Winterthur kann sich dies momentan schlicht nicht leisten. Zudem verkennen die Institutionen, dass dies ein attraktives Mittel zur Besuchersteigerung sein kann. Generell vorschreiben sollten wir dies nicht, der Entscheid sollte den individuellen Bedürfnissen angepasst sein und muss folglich aus eigenem Interesse erfolgen.

 

Für die von der Stadt Winterthur betriebenen Museen Naturmuseum, Münzkabinett, Gewerbemuseum und Uhrenmuseum liesse sich das besser umsetzen, eine genaue Evaluation der Einnahmeeinbussen müsste jedoch in Relation zum höheren Betriebsaufwand vorgenommen werden. Auch hier muss aktuell dringend von massiv höheren Ausgaben abgesehen werden. Denkbar wäre jedoch ein Pilotversuch von befristeter Dauer, gerade zur Analyse des Publikumsverhaltens.

 

Unser Kunstmuseum ist nicht der Louvre in Paris und auch das Naturmuseum nicht das Naturhistorische Museum Wien, aber insgesamt muss es in unserem Interesse sein, das Angebot unserer Kulturstadt gegen aussen mehr zu vermarkten und dafür auch solche Massnahmen zu prüfen. Die FDP-Fraktion nimmt trotz Bedauern die Antwort soweit zur Kenntnis, fordert jedoch aktuell keine weiteren Massnahmen."


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