· 

Persönliche Erklärung: «Drei Stolpersteine für eine jüdische Familie in Winterthur»


Foto: ndr.de

«Geschätzte Frau Präsidentin,

geschätzter Stadtrat,

geschätzte Parlamentskolleginnen und -kollegen

 

Ich möchte dem Stadtrat danken. Am 14. Dezember wurde kommuniziert, dass die Stadt im Spätsommer drei Stolpersteine für drei Frauen einer jüdischen Familie setzt, die während rund 15 Jahren in Winterthur wohnhaft waren, bevor sie nach ihrer Auslieferung in die Tschechoslowakei in den 1920er-Jahren zu Opfern des NS-Regimes wurden.

 

Die drei Stolpersteine für die Familie Levitus sind ein Zeichen dafür, dass Rassismus und Antisemitismus in unserer Gesellschaft keinen Platz haben darf. Denn gerade das ist ein Gewinn für unsere Welt: Unterschiedliche Sichtweisen und Erfahrungen aus unterschiedlichen Kulturen, die eingebracht werden für eine weltoffene und liberale Gesellschaft. Mit dieser Geste zeigt sich Winterthur weltoffen und der Vergangenheit bewusst. Die Erinnerung an jene grauenhafte Zeit, die ab Mitte der 30er Jahre Europa heimsuchte und Millionen von Opfern des Nationalsozialismus forderte, darf niemals vergessen werden. Wir können Geschichte nicht ungeschehen werden lassen, aber wir können aus ihr lernen und gerade radikale Strömungen durch unsere Toleranz und gegenseitigen Respekt verhindern.

 

Beispielsweise in Berlin begegnet man den Stolpersteinen auf Schritt und Tritt. Entdeckt man die hochwertigen, dezent gestalteten und als Bronzeguss in den Boden eingelassenen kleinen Mahnmale, kommt ein beklemmendes Gefühl hoch und man lässt seine Gedanken schweifen. Man versetzt sich zurück in diese schreckliche Zeit und betrachtet das Haus, die Strasse, den Kontext und  kann nur erahnen, was hier genau passiert ist – als Schweizer sowieso.

 

Die Setzung dieser Steine ist eine kleine, aber würdige Geste des Zusammenhalts. Ein bewusstes Zeichen, dass wir zusammenstehen und vorallem einstehen für eine offene und tolerante Gesellschaft, wo Diskriminierung und Rassismus keinen Platz haben. Und ich glaube, diese Werte verbindet uns alle auch hier im Saal. Deshalb an dieser Stelle meinen herzlichen Dank an den Stadtrat, den Historiker Miguel Garcia und die Israelitische Gemeinde Winterthur.»


Kommentar schreiben

Kommentare: 0